Next stop: LARP-Verbot

Unglaublich. Jetzt müssen auch noch die LARPer dran glauben (via).

In Dortmund hat das Jugendamt ein LARP-Event abgesagt – und warum? Na, weil die da mit Schaumstoffschwertern aufeinander los gehen! Ist doch einleuchtend. Es kann doch nicht angehen, dass Jugendliche unter dem Motto „Weg vom Computer, raus in die Natur“ einander mit Schaumstoffwaffen verhauen und dabei auch noch Spaß haben!

Nun, das wäre doch auch ein guter Favorit für die nächste Verbotsarie. Das würde doch auch ganz gut zu dem geplanten Paintballverbot passen, man streicht einfach das Schuss- :

(1) Ordnungswidrig handelt wer,
1. Spiele veranstaltet, bei denen die Tötung oder Verletzung von Mitspielern unter Einsatz von Schusswaffen oder diesen nachgebildeten Gegenständen als Haupt- oder Nebeninhalt simuliert wird,
2. hierfür Grundstücke, Anlagen oder Einrichtungen bereitstellt oder
3. an solchen Spielen teilnimmt.

Argumentiert wurde übrigens mal wieder mit Winnenden. Die Dunkelziffer an Amokläufern, die von ihrem letzten LARP direkt in die nächste Schule gelaufen sind, muss ja enorm sein. Und die Gefährdung ist wirklich groß, Schwerter liegen schließlich überall rum, stecken in Steinen und so, da kann jeder Jugendliche einfach danach greifen und damit auf seine Mitschüler eindreschen.

Update: Ich wurde in den Kommentaren darauf hingewiesen, dass sich das Jugendamt und die betroffenen LARPer mehr oder weniger geeinigt haben. Und ich möchte auch hier noch einmal darauf hinweisen, dass es zwar verständlich ist, dass nach einem Amoklauf alle ein bisschen dünnhäutig sind. Das ändert aber nichts daran, dass diese Empfindlichkeit eben auch zu Verboten führt, wie im Falle des Paintball-Sports.

10 Antworten to “Next stop: LARP-Verbot”

  1. RabenZeit Says:

    Das Interessante an dem Umstand ist, dass in skandinavischen Ländern Liverollenspiel (Larp) vom Staat im Rahmen der Jugendarbeit gefördert wird. Aber vernünftige Argumente spielen eh in Deutschland keine Rolle, wenn man ein Thema populistisch ausschlachten kann ;)

  2. nothingelse89 Says:

    Vernunft? Unsere Politiker haben die Vernunft bereits weit hinter sich gelassen und nähern sich mit Lichtgeschwindigkeit dem Planeten Gaga. Der Wiefelspütz ist dort schon angekommen und sondiert die Lage ;)

    Hmm, ich sollte mich beeilen, ich wollte schon lange mal ein LARP ausprobieren. Nicht, dass es verboten ist, bevor ich dazu komme.

  3. Niels Christian Says:

    So rechtes Mitleid mag mit der LARP-Gruppe „Tremonias Erben“ nicht aufkommen. Ihre Selbstdarstellung auf ihrer eigenen Webseite war zum Zeitpunkt der Absage gelinde gesagt „unglücklich“ und für Personen, die nicht mit LARP vertraut sind mehr als leicht mißverständlich.

    Daß ein Jugendamt-Mitarbeiter in der allgemeinen Hysterie nach einem Amoklauf Angst vor der Reaktion besorgter Eltern und schlechter Presse bekommt, mag (mit kühlem Kopf betrachtet) überzogen scheinen – verständlich ist sie aber allemal.

    In der Zwischenzeit hat sich ja einiges getan (wie die WZ auch an anderer Stelle vor über einem Monat geschrieben hat: http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/dortmund/sued/2009/4/8/news-116715138/detail.html ) Freilich läßt sich in einem Blog die Schlagzeile: „Beide Parteien gehen aufeinander zu“ nicht ganz so reißerisch vermarkten und man kann sich in den Kommentaren nicht so trefflich darüber aufregen.

  4. RabenZeit Says:

    @Niels: Es freut mich, dass diese Sache beigelegt ist. Wie schon erwähnt hat Larp z.B. in Dänemark und Norwegen einen ganz anderen Stellenwert und ist in der Jugendarbeit anerkannt. Wäre (für mich als Larper) natürlich schön, wenn es in Deutschland auch so wäre. Schließlich betreiben viele Menschen dieses Hobby, wenn man bedenkt, dass es jedes Jahr hierzulande zwei Veranstaltungen mit mehr als 5000 Teilnehmern gibt. Trotzdem bekommen einige Larper etwas Muffensausen wegen der Forumlierung hinsichtlich des Paintballverbotes.

    @nothingelse89: Dann nicht lange zögern, sondern machen ;)

  5. Niels Christian Says:

    @RabenZeit:
    Den Stellenwert, wie ihn LARP in Dänemark oder Norwegen hat, bekommt man nicht gratis hinterhergeschmissen. Den muß man sich hart erarbeiten. Ich bin immer wieder fassungslos darüber, wie blauäugig viele LARP-Gruppen sich in ihren Internet-Auftritten und -Foren präsentieren. Man ist eben nicht „unter sich“ – Gelände-Vermieter können ebenso das Internet bedienen wie Behörden-Vertreter.

    Und letztlich trägt auch dieser Blog-Eintrag hier nicht zu einer guten Öffentlichkeits-Arbeit bei. Denn hier regt sich der Autor künstlich über eine Sache auf, die schon über einen Monat zurückliegt und die längst geklärt wurde.

    Freundlich lächelnde Bürgermeister, vom Geländevermieter ausgesprochene Einladungen für das nächste Jahr, Anwohner, die sich herzlich am Sonntag von den Teilnehmern verabschieden – all das bekommt man nicht, indem man Gräben aufreißt sondern gezielt auf die Leute zugeht und informiert.

    Das ist manchmal mühsame Arbeit und gewiß schwerer, als sich aufzuregen – bringt aber langfristig das Hobby LARP wesentlich weiter.

  6. nothingelse89 Says:

    @ Niels Christian
    Sei bitte nicht unnfair. Es gibt nirgendwo bei dem Artikel eine Meldung dazu, wie die Geschichte weiter gegangen ist, ich habe gerade extra noch einmal nachgesehen. Vielleicht hat jemand einen entsprechenden Kommentar geschrieben, aber ich werde mich nicht durch 173 Kommentare wühlen.

    „Freilich läßt sich in einem Blog die Schlagzeile: “Beide Parteien gehen aufeinander zu” nicht ganz so reißerisch vermarkten und man kann sich in den Kommentaren nicht so trefflich darüber aufregen.“

    Ich vermarkte hier gar nichts reißerisch. Ich wusste es ganz einfach nicht. Ich bin nicht die Bildzeitung, die unliebsame Tatsachen einfach weglässt.

    „Denn hier regt sich der Autor künstlich über eine Sache auf, die schon über einen Monat zurückliegt und die längst geklärt wurde.“

    Ich rege mich nicht künstlich auf. Natürlich wäre ein Verbot von LARPs ziemlich blödsinnig, aber der Verbot von Paintball ist das auch – und das wird gerade Realität, mit einer ähnlichen Begründung wie der, mit der die Veranstaltung abgesagt wurde. Natürlich sind nach einem Amoklauf alle überempfindlich, aber in manchen Fällen führt das eben zu Verboten.
    Und dass die ganze Geschichte bereits einen Monat her ist hat nichts damit zu tun. Es gibt viele Dinge, die bereits vor einer Weile geschehen sind und die trotzdem noch aktuell sind.

  7. RabenZeit Says:

    Dem kann ich nur zustimmen. Gerade unter Larpern scheint es leider weit verbreitet zu sein sich auf Grund eines gegenüber anderen Freizeitgestaltungen vermeintlich sooo besonderen Hobbys selber als „Randgruppe“ zu stilisieren. Dabei ist es eigentlich grundsätzlich unerheblich, ob man zu einem Schützenfest, einem Tennisturnier oder eben einer Liverollenspielveranstaltung geht. Es sind alle Hobbies, die Menschen machen, um Spaß zu haben.

    Genauso ist es aber auch in dieser Hinsicht ärgerlich, wie stark sich Larper oft gegen jede Art von Öffentlichkeitsarbeit wehren und unter sich sein wollen. Selbst bei Großveranstaltungen wie dem CoM oder dem Drachenfest hört man immer verärgerte Stimmen, weil TV-Kameras, die Presse und Zuschauer das Spiel stören würden. Aber im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit ist das einfach erforderlich – und wenn ich mir einen „Feuerball“ vorstellen kann, dann kann ich auch die Zuschauer ignorieren – aber mit der Meinung scheine ich relativ alleine dazustehen.

    Richtig ist auch, dass sich eine gute Position in der Jugendarbeit (neben der Öffentlichkeitsarbeit) nur durch entsprechende Jugendarbeit erarbeiten lässt. Die ist aber in Deutschland selten, wo sich in den letzten Jahren meines Erachtens nach die Tendenz zeigt gerade Nicht-Volljähre von vielen Veranstaltungen auszuschließen und eben keine Jugendarbeit bzw. entsprechend gestaltete Cons für Jugendliche anzubieten. Von Nix kommt Nix.

  8. Niels Christian Says:

    @nothingelse89:
    Bitte entschuldige, wenn meine Wortwahl harsch ist. Gerade die Formulierung „künstlich aufregen“ war unbedacht, entschuldige.

    Aber gerade wenn man sich gegen Oberflächlichkeit und Populismus einer Frau v.d. Leyen oder eines Herrn v. Guttenberg stellt, sollte man auf Populismus und Oberflächlichkeit verzichten. Ein Blick auf das Datum des WZ-Artikels hätte genügt um zumindest neugierig zu werden, ob in der Zwischenzeit noch weitere Artikel veröffentlicht wurden.

    Gerade Frau v.d. Leyen erweckt immer wieder den Eindruck, daß sie nur brav nachplappert, was sie mal irgendwann von irgendwem gehört hat. Mach es besser – bleib neugierig und hinterfrage, was Du im Internet findest – auch wenn es im Lawblog steht.

  9. nothingelse89 Says:

    Ich habe den Blogeintrag so gegen 10 veröffentlicht und ich war wirklich müde. Es ist gut möglich, dass ich das Datum übersehen habe.
    Für gewöhnlich stehen aber in Onlinezeitungen Querverweise. Sogar die BILD hat weiterführende Links. Und in dieser Zeitung war zwar ein Kommentar zum Artikel verlinkt, sonst aber gar nichts. Ansonsten hätte ich mir die Fortsetzung vor dem Bloggen natürlich durchgelesen. Auch unter den Kommentaren hat niemand den aktuelleren Artikel angesprochen, ich hab da jetzt extra noch geguckt.

    Darüber hinaus muss ich sagen, dass auch dieser weiterführende Artikel meinen Eintrag nicht wesentlich verändert hätte. Dort wird nämlich genau das angesprochen, was in dieser ganzen Verbotsdebatte leider viel zu oft vor kommt: Man versucht erst gar nicht zu verstehen, was die da machen, man verbietet es lieber.
    Und dann setzt man sich (danach) gemeinsam an den Tisch, schlägt die Hände über den Köpfen zusammen und jammert: „Hätten wir das nur schon vorher gewusst.“
    Das Jugendamt hätte sich vorher mit den Jugendlichen zusammensetzen müssen und nachfragen, was genau sie vorhaben. Stattdessen haben sie sich nur die Website angeguckt und „bösen Schwertkampf“ gesehen.

    Und apropos Lawblog: Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du nicht in anderen Blogs über meine Einträge lästern würdest. Du hast dort genau das gleiche geschrieben wie hier in deinem ersten Post. Und mich hier als sensationsgeile Populistin hinzustellen ist das eine, hier können sich die Leute gleich selbst ein Bild machen und ich kann direkt darauf antworten. Aber das auch noch in anderen Blogs zu machen, finde ich ziemlich daneben.

    Ich wüsste auch gerne, wo ich populistisch bin. Ich entdecke hier zwar viel Ironie und Sarkasmus, aber keinen Populismus, nur weil ich alles sehr zugespitzt formuliere.

  10. Rυвупšteyп Tυєѕ∂αу Says:

    LARP?
    hier müsste einigen mal ein LART um die ohren fliegen!

    Luser
    Attitude
    Readjustment
    Tool

    >Für ein Verbot des Parlamentarismus der Idioten<


Hinterlasse einen Kommentar