Stress Stress Stress

Nur eine kurze Rückmeldung: Ja, ich lebe noch. Ja, dieser Blog lebt auch weiter, auch wenn trotz gegenteiliger Ankündigung schon wieder lange kein neuer Eintrag erschienen ist. Daran ist leider die Uni schuld, die mich seit Oktober sehr in Beschlag nimmt. Sobald mein Privatleben wieder messbare Züge annimmt, geht es hier natürlich weiter. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch :)

Veröffentlicht in Allgemeines. 3 Comments »

Umbauarbeiten, Rückschau und Vorschau

Nachdem dieser Blog – zumindest vorübergehend, hoffentlich aber auf Dauer – nicht mehr auf Eis liegt, habe ich das Wochenende genutzt, um ein bisschen an den Einstellungen und Seitenleisten herumzuspielen. Artikel können nun direkt auf der Startseite bewertet werden, was mir um einiges komfortabler erscheint. Diese Funktion wurde bisher kaum genutzt, weshalb ich sogar mit dem Gedanken spielte, sie ganz abzuschaffen, aber wahrscheinlich haben die meisten sie einfach übersehen – wer nicht kommentieren oder sich die schon vorhandenen Kommentare ansehen will, hat die hübschen Sternchen ja gar nicht zu Gesicht bekommen. Also auf ein Neues, ich blogge ja nicht nur, um mir darauf einen runterzuholen, dass ich jetzt auch dieses Internetzeugs mache. Feedback macht mein Hobby noch um einiges schöner :)

Ihr könnt Beiträge jetzt auch in allen möglichen Social Networks verbreiten oder direkt vom Blog aus weitertwittern. Vielleicht habt ihr ja den ein oder anderen CDU-Anhänger in eurer Facebook-Freundesliste, den ihr gerne ärgern möchtet. Auch das geht direkt von der Startseite aus, da dieses nette Feature sonst wohl auch in der Versenkung verschwinden würde.

Wie schon erwähnt, habe ich auch die Seitenleisten ein bisschen angepasst. Meine Twitterbox habe ich bis auf weiteres entfernt, da mein Twitteraccount auf unabsehbare Zeit brach liegt. Twitter ist schon was feines, aber momentan habe ich weder die Zeit noch den Nerv, auch noch dort meinen Senf dazu zu geben.

Sobald ich mal ein paar Stunden Leerlauf habe, werde ich auch meinen Blogroll aktualisieren und meine Tags überarbeiten. Vielleicht werde ich auch mal das Design ändern, nach 1 1/2 Jahren habe ich mich ein bisschen daran satt gesehen. Aber das wird dann ein etwas zeitintensiverer Umbau und kann noch ein bisschen dauern – so wichtig ist das gerade auch nicht. Über Vorschläge mit schönen und zweckmäßigen Themes und „Nein, lass alles so, wie es ist!“-Rufe freue ich mich natürlich jetzt schon.

Dafür habe ich aus Spaß an der Freud‘ mal ein bisschen in meinen alten Beiträgen gestöbert, um mir mal anzusehen, worüber ich bisher so geschrieben habe. Da habe ich Gift und Galle im Übermaß gegen alle gespuckt, die es mir wert erschienen – und keine Sorge, das bleibt auch in Zukunft so ;)
Die Internetsperren wurden ab einem gewissen Zeitpunkt wirklich in allen Einzelheiten und Facetten ausgewalzt, was mir als Leser auf Dauer wohl ziemlich auf die Nerven gegangen wäre. Das wäre etwas, was ich heute anders machen würde. Aber irgendwie musste ich mich mit meinem damals noch ziemlich neuen Spielzeug ja austoben.
Mein Schreibstil ist hingegen erstaunlich konstant geblieben, wenn man vom allerersten Beitrag, der da mehr als nur ein wenig aus dem Rahmen fällt, einmal absieht. Und ja, ich finde die meisten meiner Beiträge immer noch so lustig – falls gewollt – und bissig – immer gewollt – wie zu dem Zeitpunkt, in dem ich sie geschrieben habe. Hoffentlich geht es mir da nicht wie einem alten peinlichen Chef, der als einziger über seine Witze lacht und es nicht einmal merkt.

Was ist nun für die Zukunft dieses Blogs geplant? Nun, zunächst einmal hoffe ich, dass meine aktuelle Schreibwut ein noch eine Weile anhält. Im Moment hält sie mich sogar vom Schlafen ab und ich muss mich zügeln, euch nicht mit neuen Beiträgen zu überhäufen, das ist immer ein gutes Zeichen. Außerdem sind unsere heißgeliebten Politiker inzwischen aus der Sommerpause zurück und wir dürfen uns auf die Dinge freuen, die ihnen in der Zwischenzeit so eingefallen sind.
Des weiteren habe ich mich beim Durchlesen meiner alten Beiträge des Öfteren gefragt, was eigentlich mit den damals so brisanten Themen, Menschen, Parteien und Krankheiten passiert ist. Was ist aus der Schweinegrippe geworden? Was machen die Piraten gerade? Lebt denn der alte Wiefelspütz noch? Bei manchen weiß ich es, werde aber hin und wieder danach gefragt, bei anderen weiß ich es nicht, würde es aber gerne wissen. Keine Ahnung, ob euch das auch interessiert, aber ich mache hier eh, was ich will ;) Deshalb dürft ihr euch auf eine kleine Serie mit dem vorläufigen Arbeitstitel „Was ist eigentlich aus … geworden?“ freuen.
Außerdem hatte ich schon vor längerer Zeit mal die Idee, mich einen Tag lang vor den Fernseher zu setzen und zu Perlen des Nachmittagsprogramms wie „Britt“, „We are Family“, „Richter Alexander Hold“ und der neuen/alten Quotenbombe „Schicksale“ zu bloggen. Bald steht ja der Winter und damit meine unvermeidlichen Erkältungen an, ich werde daher ohnehin in absehbarer Zeit für eine Weile an meine Wohnung gefesselt sein. Für einen Liveblog dürfte wohl meine Leserzahl und eure Zeit nicht reichen, aber einfache Lösungen lassen sich ja auch auf kompliziertere Probleme anwenden.

Ach, und nachdem mich eine Freundin neulich ganz empört gefragt hat: Grafische Smileys werden auch in Zukunft keinen Einzug in meinen Blog halten. Niemals. Eher laufe ich nackt durch die Innenstadt und tanze dabei den Macarena.

Zuletzt seid natürlich auch ihr gefragt – in der Hoffnung, dass ich überhaupt Antworten auf meine Fragen bekomme und durch meine lange Pause nicht zu viele Leser vergrault habe: Gefällt es euch hier überhaupt? Was haltet ihr von meinen Ideen? Wovon wollt ihr mehr lesen, was könnt ihr einfach nicht mehr hören? Was mögt ihr hier besonders und was hasst ihr wie die Pest? Habt ihr vielleicht Ideen und Themen, auf die ich bisher noch nicht gekommen bin, die aber gut hierher passen würden? Jetzt habt ihr die Gelegenheit, mir einfach mal ganz allgemein den Bauch zu kraulen oder eine Watschen zu verpassen. Auf gehts :)

Veröffentlicht in Allgemeines. Schlagwörter: . 5 Comments »

Wer nicht arbeitet, muss auch nicht leben

Haben sie auch die Schnauze voll von diesen Parasiten, die Ihnen das Blut aussaugen und auf Ihre Kosten dick und fett werden? Wird Ihnen auch übel, wenn sie diese widerlichen Kreaturen zufällig zu Gesicht bekommen und haben Sie deshalb schon extra die FDP gewählt? Nein, die Rede ist nicht von Ihren Filzläusen, gegen die kann die FDP nämlich nichts tun (wohl aber die zahlreichen Pharmakonzerne, die sie zusammen mit der FDP gewählt haben), sondern von den Langzeitarbeitslosen, die bisher Deutschlands Straßen und seine Beschäftigungsstatistik verschandelt haben.

Doch wir tun etwas dagegen – mit unserem Programm „Arbeitslose: Leibeigene für unsere Gesellschaft in Ihrem Interesse“, auch ALG II oder im Volksmund Hartz IV genannt!

Zunächst zur grundlegenden Frage, deren Antwort schon jeder kennt: Was macht so ein Arbeitsloser eigentlich den ganzen Tag? Ist doch klar, er liegt auf seinem Sofa, schaut Unterschichtenfernsehen und lacht sich ins Fäustchen, dass er von der arbeitenden Bevölkerung ausgehalten wird. Dann macht er sich noch eine Pulle Champagner auf und verspeist genüßlich seinen vom Steuerzahler finanzierten Kaviar.

Wir glauben: Wer nicht arbeitet, muss auch nicht leben. Eigentlich ist auch das Überleben unnötig, aber leider schreibt uns unsere Verfassung da etwas anderes vor. Dennoch haben wir alle nötigen Maßnahmen ergriffen, um das Leben dieser erwerbslosen Parasiten, die unseren Sozialstaat bis aufs Blut aussaugen, so ungemütlich wie möglich zu machen.

Ja, das ist alles schön und gut, denken Sie sich jetzt, doch was habe ich davon? Nun, Sie profitieren schon als ganz normaler Bürger von unseren Maßnahmen!

  • Ihre Steuern fließen nicht länger in den Unterhalt von Arbeitslosen, sondern in gesellschaftlich bedeutende Dinge wie Banken, verbilligte Hotelaufenthalte und Rettungen von bankrotten Unternehmen.
  • Wir haben es geschafft, Arbeitslose so weit wie möglich aus dem Gesellschaftsleben hinauszudrängen, indem wir ihnen jediglich einen symbolischen Alibibetrag zugestehen, mit dem sie sämtliche dahingehenden Kosten decken müssen. Somit müssen Sie nie wieder im Theater oder im Kino einem dieser verlotterten Gesellen begegnen. Bis auf die nächtlichen Flaschensammler, die von Müllcontainer zu Müllcontainer ziehen, halten sich diese Subjekte aus monetären Gründen großtenteils daheim auf. Endlich saubere Straßen für Sie!
  • Mit Ihrer tatkräftigen Unterstützung werden Arbeitslose auch bald Ihre Straße oder den Park um die Ecke sauber halten. Ein Arbeitsloser im Dienst der Allgemeinheit – kann es etwas Sinnvolleres geben?
  • Ein Arbeitsloser wird aus Angst davor, die Kasse könnte eine kostspielige Behandlung nicht übernehmen, nur selten zum Arzt gehen. Geringere Krankenkassenkosten und leerere Wartezimmer erwarten Sie.
  • Nichts könnte Ihnen ein besseres Gefühl geben als das Wissen, dass Sie als Erwerbstätiger einfach ein weitaus wertvolleres Individuum sind als jener soziale Abschaum.

Wenn Sie zufällig Unternehmer sind, sind die Vorteile, die sie aus dem „ALG II“-Programm ziehen, sogar noch weitaus höher.

  • Wir drängen die Arbeitslosen selbst bei weit höherer Qualifikation in unterbezahlte Niedriglohnsektoren und 1-Euro-Jobs. Sie sind Unternehmer? Dann profitieren Sie von billigen Arbeitskräften. Informieren Sie sich noch heute und beschäftigen Sie nie wieder schmarotzerische Arbeitskräfte zum regulären Lohn!
  • Dank unseres Programms fühlen sich Arbeitslose wie der letzte Dreck. Sollte ein solches Subjekt wieder in den geregelten Arbeitsmarkt zurückfinden, haben wir es bis dahin zu einem willfährigen, gefügigen und dankbaren Arbeiter erzogen. Er wird mit Sicherheit niemals etwas tun, was seinen Arbeitsplatz auch nur im Geringsten gefährden könnte – wie etwa eine Gehaltserhöhung oder gute Behandlung zu fordern. Das selbe gilt im Übrigen auch für Ihre regulären Arbeitskräfte. Nichts treibt Arbeitnehmer mehr an als die Angst vor der Arbeitslosigkeit!
  • Vergessen Sie nicht: Das nächste Unternehmen, das dank unseres Programms gerettet werden kann, könnte Ihres sein!

Doch das ist noch längst nicht alles. Wollten Sie schon immer ein willfährigen Sklaven? Freuen Sie sich auf Hartz V! Endlich können Sie für einen symbolischen Betrag eine Patenschaft über einen Arbeitslosen übernehmen, der für ein Pfund Reis am Tag und ihre abgelegten Klamotten die unangenehmen Dinge des Lebens für Sie übernimmt.

Natürlich wurden in der Vergangenheit auch kritische Stimmen laut, die Sie bezüglich unseres Programms vielleicht verunsichert haben. So sagen einige unserer ehemaligen Mitarbeiter etwa, wir ermöglichten den Arbeitslosen kein menschenwürdiges Leben. Doch mal abgesehen davon, dass sie dieses revolutionäre Projekt mit auf die Beine gestellt haben, können wir nur sagen: Wollen Sie das wirklich bezahlen? Natürlich nicht, wir auch nicht. Machen Sie sich keine Sorgen, denn wir werden zu allen nur möglichen Tricks greifen, um diese Vorteile für Sie zu sichern – denn nur ein unterworfener Arbeitsloser ist ein guter Arbeitsloser!

Dies war ein Werbebeitrag Ihres Ministeriums für Propagandazeugs, Volksverarmung und Gewissenlosigkeit. Entscheiden auch Sie sich für Ihren Vorteil und erinnern Sie sich bei der nächsten Wahl daran, dass wir unermüdlich daran arbeiten, dass sich Leistung wieder lohnt – naja, zumindest Leistung, von der wir meinen, dass sie sich lohnen sollte.

Kritisier mich nicht, ich habe Rechte!

Eigentlich hätte ich dieses Thema auch in den Kommentaren zu meinem letzten Beitrag vergammeln lassen können. Aber irgendwie war es mir dann doch wichtig, ein paar Worte dazu zu sagen – abgesehen davon muss ich die wirklich lang anhaltende Flaute in diesem Blog doch irgendwie kompensieren.
Vorweg eine kleine Entschuldigung an Marco (und an meine Mutter): Das hier ist nicht gegen dich gerichtet, du hast mich nur dazu inspiriert ;)

Im Speziellen geht es hier – mal wieder, wie auch an so vielen anderen Orten – um Sarrazins Meinungsfreiheit. Der werte Herr wird hier hoffentlich kein Dauergast.
Jetzt hat der Provokateur und Hetzer aus Leidenschaft also sein Buch geschrieben, auf das ich inhaltlich eigentlich nicht noch weiter eingehen will. Schön für ihn, könnte man sagen, und die Sache einfach vergessen.
Blöd nur, dass wir (im besten Falle) in einer Diskussionskultur leben. Ich kann hier also schreiben, dass ich Sarrazins Buch für den größten Quell der Weisheit seit dem Evangelium des fliegenden Spagettimonsters halte. Oder ich tue das genaue Gegenteil und erzähle euch allen, dass mir bei einer eventuellen Lektüre ein Eimer mit ausreichendem Fassungsvermögen Gesellschaft leisten müsste. Boah, schon die erste Lektion in Sachen Meinungsfreiheit – ich darf über Sarrazins bedruckte Seiten, die manche Buch nennen, schreiben, was ich will, so lange ich keine erwiesenen Lügen erzähle. Toll, nicht wahr?

Diese Äußerungen rufen jedoch plötzlich einige Leute auf den Plan, die mir etwas gar Erstaunliches erzählen: Auch der Sarrazin hat ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Das Erstaunliche ist dabei jedoch nicht, dass auch Leute wie der gute Thilo dieses Recht haben – so gerne ich ihn manchmal auch knebeln würde -, sondern dass aus einer Debatte über ein Buch, die eigentlich dessen Inhalt behandeln sollte, plötzlich einen Streit über die Meinungsfreiheit gemacht wird.

Und das ist doch der eigentliche Knackpunkt dieses Themas. Darf ich meinen Abscheu über die Thesen eines mir persönlich sehr unsympatischen Menschen nicht kundtun, ohne dass mir vorgeworfen wird, ich behindere seine Meinungsfreiheit? Mit dem Argument könnte ich ja jeden meiner Kritiker mundtot machen: Kritisier mich bloß nicht, ich darf sagen, was ich will. Deswegen wird ein Thema ja auch so gerne Tabu-Thema genannt – damit die Leute, die genau so denken, rufen können: „Das wird der doch mal sagen dürfen!“ und allen Kritikern an den Kopf geworfen werden kann, sie wollen den vermeitlichen Helden nur mundtot machen.
Natürlich darf Sarrazin im Rahmen des geltenden Rechts alles sagen, was er will, wie er will und wann er will. Dieses Prinzip bleibt auch dann unangetastet, wenn er mit einem Partyhut auf dem Kopf in der Fußgängerzone Münchens tanzt und dabei ruft, Aliens würden ihn bald abholen kommen. Darf ich ihn etwa nicht kritisieren, weil ich in dadurch in seinen Rechten beschränke? Natürlich darf ich das. Ich kneble ihn – trotz gewisser Sympathien für diesen Gedanken – nicht und ich gehe nicht in den nächsten Buchladen, um dort einen Stapel seiner Bücher anzuzünden. Und das gilt für 95 % derer, die über seine Äußerungen diskutieren, ebenso, sowohl für die Befürworter als auch die Gegner. Jeder darf einmal ins Glas spucken. Wo ist hier das Meinungsfreiheitsproblem? Keine Ahnung, wer es findet, bekommt 200 Sympathiepunkte auf sein Karmakonto gutgeschrieben.

Jetzt hat die „Causa Sarrazin“ jedoch noch einen anderen Aspekt: Wegen seines Buches (und einer ellenlangen Vorgeschichte, die manche wohl gerne unter den Tisch fallen lassen würden) wurde der werte Herr mehr oder weniger seines Amtes enthoben (auch wenn inzwischen eine für beide Seiten elegantere Lösung gefunden wurde) und ein Parteiausschlussverfahren wurde seitens SPD angestrengt. Und schon wieder kommen sie von allen Seiten mit der Meinungsfreiheitskeule und dreschen auf alles ein, was nicht rechtzeitig weglaufen kann. Der arme Sarrazin hat doch seine Meinungsfreiheit, da dürfen sie ihn doch nicht deswegen rausschmeissen! Und jetzt kommt die zweite Lektion in Sachen Meinungsfreiheit: Ätschbätsch, dürfen sie unter Umständen schon. Der Amtsträger Sarrazin ist nämlich rechtlich anders gestellt als der Privatmann Sarrazin. Und wenn er seinem Amt durch eigenes Fehlverhalten erheblichen Schaden zufügt, darf er dessen enthoben werden. Und auch die SPD kann ihn rausschmeissen, wenn seine Ansichten dem Grundverständnis und dem Ziel seiner Partei zuwiderlaufen. Klar kann man darüber diskutieren, ob das im Falle Sarrazin tatsächlich der Fall war – oh, da ist es wieder, das böse D-Wort: diskutieren. Und ich gehe jetzt einfach mal ganz dreist davon aus, dass das auch innerhalb des Bundesbank-Vorstandes geschah und während des Parteiausschlussverfahrens noch geschehen wird. Wahnsinn, schon wieder wird niemand geknebelt und kein Buch verbrannt. Überrascht euch das angesichts der Hitzigkeit der Diskussion genau so wie mich?

Und hier sind wir schon am Ende dieses kleinen Exkurses über die Meinungsfreiheit angelangt. Und was ist die Moral der ganzen Geschicht? Niemand verbietet Thilo aufs Klo zu gehen, aber es eben doch Mist, die hinten rauskommt. Und als Amtsträger zeigt man der Öffentlichkeit nur hübsche Haufen.

Bäh für die Welt

Mit den heutigen Politikern ist es schon seltsam – da kann man sie eigentlich nicht mehr sehen, geschweige denn ihr Gelaber hören, und dann setzen sie noch eins drauf.

Natürlich ist klar, dass ich hier vor allem von unser aller Freund Sarrazin rede. Gut, er ist nicht aller Freund – die Hartz-IV-Empfänger hatten schon ihren Spaß mit ihm und auch die Juden sind nicht sonderlich begeistert von seiner Juden-haben-andere-Gene-These.

Seine neuen besten Freunde sind die Moslems. Die unterwandern Deutschland nämlich durch ihre Geburtenrate und macht Deutschland weniger deutsch. Ist das nicht furchtbar? Buh, der böse Muselmann steht vor der Tür und bringt Erbkrankheiten mit, weil er ständig seine Schwester heiratet! Und er klaut euch eure deutschen Werte! Und dümmer werdet ihr auch noch, weil der böse Muselmann nämlich ganz viele dumme Kinder in die Welt setzt und dadurch der Durchschnitts-IQ sinkt! Blabla, Panik, bla! Deutschland stirbt aus!!

Und deshalb dürfen wir nicht mehr so viele dumme Ausländer reinlassen, sondern nur noch die Klugen, weil nur die gut für Deutschland sind. Sozialdarwinismus läuft zur Zeit eben richtig gut.

Bei mir ist die Ekelgrenze eigentlich schon hier erreicht – aber leider sieht sich heutzutage scheinbar jeder Politiker als Fachmann, was sein selbst erwähltes Lieblingsthema angeht. Als nächstes steht uns das Brechwerk von Roland Koch ins Haus, eines jener Bücher, von denen ich schon wusste, dass sie mir Übelkeit verursachen würden, bevor ich überhaupt wusste, dass es existiert. Aber das gilt schließlich auch für Roland Koch.

Und noch ein kleines Schmankerl, das ich selbst bis vor etwa 20 Minuten nicht wusste: Anscheinend hat Sarrazins Verlag einige seiner „spezielleren“ Aussagen in den späteren Auflagen ein bisschen glattgebügelt. „Angeborenen Schwachsinn“ will die Deutsche Verlags-Anstalt den Immigranten dann wohl doch nicht unterstellen.

Zuletzt noch eines: Nein, ich habe das Buch nicht gelesen und werde es auch nicht. Mir reichen die Textauszüge und Buchbesprechungen, die mir in den letzten Tagen unter die Augen gekommen sind. Zudem genügen die Äußerungen Sarrazins in der Vergangenheit, um zu wissen, wessen Geistes Kind er ist.

Rücktritt-Rücktritt

Nachdem in den letzten Wochen eine Rücktrittswelle Deutschland erfasst hatte, rollt nun der nächste Trend auf uns zu: Das Den-Rücktritt-wieder-zurücknehmen-wollen!

Nachdem er möglicherweise Gelder veruntreut, Kinder verprügelt ein paar kleine Ohrfeigen gegeben hat und sogar Missbrauchsvorwürfe gegen ihn laut wurden, hat er schließlich den Papst gebeten, ihn aus dem Bischofsamt zu entlassen. Wir alle haben uns gefreut, dass wir unseren besten Freund endlich in den Ruhestand entlassen konnten – doch zu früh gefreut. Erst schleicht sich Mixa wieder in den Bischofspalais, jetzt will er sogar wieder mindestens Pfarrer sein. Der Arme wurde ja so unter Druck gesetzt! Angeblich hat er ja nicht mal das Rücktrittsgesuch selbst geschrieben, seine Kollegen haben ihn reingelegt und die Welt ist unfair, obwohl er natürlich alles richtig gemacht hat. Jetzt will Mixa sogar beim Papst vorsprechen. Mal sehen, wie das Drama weitergeht…

Ich persönlich hoffe wirklich, dass andere Mixas Beispiel folgen. Man stelle sich nur vor, wie Köhler kurz vor der Bundespräsidentenwahl sagt, er wolle doch wieder Präsident sein. Wäre das ein schönes Theater…

Frauen und der Fußball – ich mache es falsch!

Ich gehöre zu einer angeblich sehr seltenen und exotischen Rasse: Den fußballschauenden Frauen. Mir muss niemand erklären, was jetzt genau Abseits ist und wie sich die Punkte in der Bundesliga berechnen. 22 Männer, die einem Ball hinterher rennen? Klasse, ich bin dabei!

Bisher dachte ich, dass ich Fußball mag, weil ich einfach nur Fußball mag. Aber das stimmt nicht, vienna.at weiß es besser (via Mädchenmannschaft).

Und ich habe festgestellt, dass ich es einfach falsch mache. Ich mache es wie ein Mann. Ich hau mich mit Freunden oder meinem Vater aufs Sofa, trinke Bier und schreie den Fernseher an. Gelegentlich setze ich mich auch in eine Kneipe, trinke Bier und schreie die Leinwand an. Aber ich bin eine Frau und Frauen machen das nicht.

Frauen setzen sich mit ihren Freundinnen und einer Flasche Prosecco auf das Sofa (setzen, nicht hauen!) und schwärmen über Fußballspieler. Ein (mit etwas Glück) halbnackter Sportler ist nämlich das tollste, was man im Fernsehen bewundern kann. Hintern! Männerbeine! Sabber, Lechz! Besonderer Liebling ist anscheinend Schleimbubi Cristiano Ronaldo, den man nur schief ansehen muss, damit er zu Boden fällt – ist in gewisser Hinsicht auch verständlich, da alle Frauen insgeheim hoffen, dass mal ein Fußballspieler stöhnend auf den Boden fällt, wenn sie ihn ansehen. Und was wäre ein Fußballfrauenabend ohne die frauentypische Lästerrunde über Cheerleader (sind da überhaupt welche??) und Spielerfrauen (sowieso das wichtigste bei einem Fußballspiel)? Das wäre doch absolut unweiblich!

Eine echte Frau guckt auch deshalb Fußball, damit sie eine Ausrede dafür hat, ihrem Mann kein Bier holen und keine nahrhafte Mahlzeit zubereiten zu müssen – was ja eigentlich die heilige Pflicht eines jeden Weibchens ist. Und danach hat sie endlich wieder ein Thema, über das sie mit ihrem Mann reden kann. Ist ja auch langweilig, immer nur über die Kinder zu reden, da lockert ein „Sind wir die Roten?“ oder ein „Warum zieht der Mann mit der Pfeife ständig diese gelben Karten aus der Tasche? Gelb ist doch voll out!“ die Atmosphäre doch ein bisschen auf.

Jaja, wir Frauen eben. Jetzt weiß ich Bescheid und habe gleich meine beste Freundin angerufen, damit wir uns das Spiel nachher mit Prosecco und Schokoladeneis angucken können. Ein bisschen Sorge bereitet mir, dass ich keinen Mann habe, dem ich das Essen nicht kochen kann. Aber da reiß ich mir morgen einfach noch schnell einen auf. Ich bin eben doch nur ein Mädchen *kicher*

Veröffentlicht in Kultur - oder so.... Schlagwörter: , , . 2 Comments »

Oskar for President!

Für Wulff sieht es ja recht gut aus, was die Bundespräsidentenwahl angeht: Die CDU wird sich hüten, etwas gegen den Willen von Mami Merkel zu machen und die gelbe Opportunistenpartei wählt ohnehin das, was ihnen die meisten Vorteile bringt. Meine Lust auf einen Fundiechristen hält sich natürlich in Grenzen, aber wer hört schon auf mich?

Dabei hätte ich den perfekten Kandidaten für die CDU. Jemanden, der das einfache Volk anspricht, der Regierung aber nicht zu unbequem wird. Jemanden, der von Groß und Klein geliebt wird.

Sind wir doch mal ehrlich: Wer würde sich besser für das Amt des Bundespräsidenten eignen als Oskar aus der Sesamstraße? Es spricht doch so viel für ihn:

– Er lebt in einer Tonne und spricht somit auch das einfache Volk an. Das hätte auch eine Vorbildfunktion für Hartz4-Empfänger – denn wenn schon der Bundespräsident in einer Tonne lebt, warum dann nicht auch der normale Arbeitslose?
– Er mag Müll, hätte also kein Problem damit, der Regierung nach dem Mund zu reden.
– Unangenehme Dinge empfindet er als angenehm. Steuererhöhungen, Einschränkung der Grundrechte, Streichung der Sozialleistungen – alles kein Problem mehr, Oskar schwärmt so lange davon, bis es auch uns gefällt.
– Er hat ständig schlechte Laune, was Merkel neben ihm wie ein Honigkuchenpferd aussehen lässt.
– Für die Neujahrsansprache lassen sich auch Kinder begeistern.

Also weg mit Wulff, weg mit Gauck – Oskar for President!

Veröffentlicht in Politisches und Volksverdummung. Schlagwörter: , . 5 Comments »

Lieber Horst

Lieber Horst,

jetzt bist du zurückgetreten. Nicht dass ich dich sonderlich vermissen würde, seitdem du die Kirchen zur Mission aufgerufen hast, mag ich dich eigentlich eigentlich nicht mehr. Und auch dein „Die Bundeswehr muss die deutschen Handelswege beschützen“-Geschwurbel war schon ziemlicher Bockmist. Dafür musstest du ja ziemlich viel Kritik einstecken, zu Recht, und deshalb bist du zurückgetreten.

Weißt du, das verstehe ich nicht ganz. Als ich noch klein war, waren meine Spielkameraden auch manchmal gemein zu mir. Dann habe ich mich heulend in mein Zimmer verzogen und wollte nicht mehr mit ihnen spielen. Aber du bist doch ein erwachsener Mann und nicht erst seit gestern Berufspolitiker. Eigentlich sollte ein Mann in deiner Position genug Würde und Lebensweisheit besitzen, um Kritik sachlich gegenüberzutreten. Verdammt, du bist doch unser Staatsoberhaupt! Stattdessen weigerst du dich, weiterhin mit Deutschland zu spielen. Du benimmst dich wie jemand, der betrunken in einen Pool gefallen ist, ganz überrascht festgestellt hat, dass Wasser nass ist und deswegen nicht mal mehr bei Regen nach draußen gehen will. Du redest von mangelndem Respekt? Weil es die Öffentlichkeit wagt, dich zu kritisieren? Das ist realitätsfremd. Du bist beleidigt, weil sich Merkel nicht hinter dich gestellt hat? Eine Frau, die seit Monaten mit gefühlter Abwesenheit glänzt? Auch sowas muss man aushalten, wenn man ein Politiker, geschweige denn Bundespräsident ist.

Du konntest es nicht aushalten – also ist es offensichtlich ganz gut, dass du zurückgetreten bist. Wenn du uns noch einen letzten Gefallen tun willst, dann sorg dafür, dass uns sowohl die Ursel als auch Schäuble erspart bleiben – damit ich nicht jeglichen Respekt vor diesem Amt verliere.

Machs gut,

Kristina

Die Ritter der Gerechtigkeit, oder: Das Fanboy-Phänomen

Jetzt hat sie also tatsächlich den ESC gewonnen, unsere Lena, Hoffnung des deutschen Pops, Liebling aller Deutschen, Krone der Schöpfung, … naja, ihr könnt euch denken, wie es weitergeht.

Eigentlich ein guter Zeitpunkt, um über ein Thema nachzudenken, dass mich schon immer fasziniert hat – ich nenne es das Fanboy-Phänomen.
Lena ist dafür ein gutes Beispiel. Ich persönlich finde sie ganz nett, mehr nicht. Ihre teilweise doch recht aufgesetzt wirkende „Liebes kleines Mädchen“-Art geht mir ziemlich auf die Nerven, aber man kann nicht abstreiten, dass sie damit großen Erfolg hat.  Und sie hat immerhin den ESC nach fast 20 Jahren [edit: es sind natürlich fast 30 Jahre, ich hab mich vertan] wieder mal nach Deutschland geholt.

Jetzt gibt es aber böse böse Menschen, die die strahlende Lena nicht ganz so toll finden und das auch sagen. Und da fallen die Ritter der Gerechtigkeit, auch Fanboys genannt, sofort über den Kritiker her. Ein typischer Kommentar sieht dabei so aus:

„Du böser böser Mensch. Du gönnst unserer Lena den Erfolg nicht. Du bist doch bloß neidisch, selbst hast du in deinem Leben noch gar nichts erreicht. Lena ist voll toll und wenn du etwas anderes behauptest, hast du keine Ahnung. Ich komm mit meiner Fanboy-Armee und verarbeite deine Wohnung zu Kleinholz.“

Das eigentlich Faszinierende daran ist jedoch, dass ich dieses Verhalten bisher nur von Teenie-Boygroup-Fans kenne. Bei Lena scheint dieses Verhalten auch auf erwachsene, zumindest halbwegs gebildete Menschen überzugreifen. Man müsste meinen, dass der eigene Geschmack gegen Kritik zumindest so unempfindlich ist, dass man der Meinung der Kritiker zumindest sachlich entgegen treten kann, aber nein – wenn es jemand wagt, das Goldkind zu kritisieren (und geht es auch nur um ihre allgegenwärtige Medienpräsenz), benimmt sich Otto Normalbürger auf einmal, als hätte Al Qaida einen Bombenanschlag auf seine eigene Tochter verübt.

Ein ähnliches Verhalten lässt sich übrigens bei Apple-Fanboys beobachten: Alles, was Steve Jobs neu auf den Markt wirft, ist grundsätzlich die Neuerfindung des Rads und sowieso das Coolste unter der Sonne.  Dass mein sauteurer iPod schon nach zwei Jahren nicht mehr richtig funktioniert hat und ich garantiert nie wieder so einen Apple-Scheißdreck kaufen werde, sage ich besser nicht laut – nicht dass morgen die Apple-Mafia vor meiner Tür steht.